Mittwoch, 19. Februar 2014

Wenn Bäume ficken könnten

"Hubertus Graf von Schenkeldotter. Ach Gottchen, was für ein Name. Ich wette, der ist nicht echt, so heißt doch keiner. Palle, was meinst Du dazu?" 
   Mockel blickte Palle von der Seite an und wartete nicht auf dessen Antwort.
   "Na, ich geh da jedenfalls hin. Das laß ich mir nicht entgehen. Im Glitteratur-Buchladen heute um 20 Uhr. Was zieh ich da nur an? Palle, was ziehst Du an, es soll ja zusammen passen. Wahrscheinlich wieder ganz in Schwarz. Ich kenn doch meinen Pallemann, oder?"
   Palle und Mockel waren ein Paar, und niemand wäre auf die Idee gekommen, daß das einmal anders gewesen sein könnte. Seit sie in der Birkenstraße wohnten, hatte man sie nicht einen Tag getrennt gesehen. Sie waren sogar für viele der Inbegriff von Harmonie, denn kein Streit hatte ihre Eintracht bisher trüben können. Palle linste durch das Schaufenster des Buchladens, in dem Gudrun Herschel Stühle aufstellte.
   "Die Gundy sieht traurig aus", seufzte er. "Ich bring Blumen mit oder was Süßes".
Mockel wandte seinen Blick von dem Plakat im Schaufenster ab und musterte Gundy nun seinerseits.
   "Süßes besser nicht. Ich glaube fast, die Diabetes hat sie erwischt, sie ist ganz schön aufgequollen, findest Du nicht?" antwortete Mockel.
   Ein anerkennder Pfiff riß die beiden synchron an das Fenster Lehnenden aus ihrer Erstarrung. "Gleich zwei geile Ärsche winken mir zu, welchen nehme ich nur zuerst?" scherzte Rudolfo, der Fahrradkurier, den beiden Männern vom Radweg aus entgegen.
   "Ach Du bist es, Rudolfo. Wenn Du nicht so eine solide Hete wärst, könnten wir darüber reden. Stimmts, Palle?" Mockel nahm Palle an der Hand und ging mit ihm auf Rudolfo zu.
   "Was gibts Neues? Ach Du liebes Bißchen, eine Radlerhose im Hawaiihemd-Design. Grundgüter! Was muß ich sehen? Oder besser, was verpasse ich dadurch. Man sieht ja Deinen Dödel kaum. Das muß er nicht tragen, hab ich Recht, Palle?" 
   Rudolfo hatte seine erste Tour gerade beendet und war auf dem Weg zum Bistro an der nächsten Straßenkreuzung, wo er eine Verabredung hatte. Er schwang sich übertrieben dynamisch vom Fahradsattel und kramte ein Blatt Papier aus seiner Kuriertasche.
   "Das ist sie, 22 Jahre jung, blond und geil auf dicke Lümmel. Rudolfo macht sie heute glücklich." Mockel nahm das Papier und fragte mit leicht überschnappender Stimme:
   "Du hast das ausgedruckt? Hilfe, ist das peinlich. Das ist ja wohl typisch Mann, Palle. Oder etwa nicht?" Rudolfo faltete das Papier zusammen, steckte es in seine Hemdtasche und hob beide Daumen. Dann bestieg er sein Fahrrad wieder und radelte seines Weges.
   "Klasse Arsch hat er ja, nicht wahr, Palle?" sprach Mockel in gedämpftem Ton.
   "Los komm, ich bin geil. Beeil Dich, wir gehn nach Hause. Hast doch Lust, oder?" Sie gingen schnellen Schrittes auf das Haus zu, in dem sie zusammen lebten.

   Im Buchladen "Glitteratur" hatte Gundy inzwischen die Vorbereitungen zur Autorenlesung beendet. Sie saß rauchend auf dem Sessel, der für den Vorleser bestimmt war und hatte die Füße auf dem Tisch davor liegen. Sie hatte noch immer das Gefühl nicht loswerden können, auf einen Spaß hereinzufallen. Pseudonyme kannte sie genügend und wußte, daß selbst der skurrilste Name noch nichts über einen Autor aussagt. Das Motto der Lesung aber erschien ihr doch nicht ganz seriös zu sein.
   "Wenn Bäume ficken könnten". Gundy wiederholte das Motto ein weiteres Mal, schüttelte ihren Kopf und beschloß, besonders auf der Hut zu sein, wenn auch nur das Geringste auf eine versteckte Kamera deuten sollte. Das Plakat, das auf einen anschließenden Gangbang in der nebenan gelegenen Discothek "Fummler" hinwies, hatte sie vorsichtshalber abgenommen. Sie wollte sich nicht ausmalen, welchen Eindruck das auf ein Fernsehpublikum machen könnte. Sie hatte die dritte Zigarette in Folge geraucht, als es an der Eingangstür klopfte. "Na dann wolln wir mal. Naja, wird schon alles gutgehen", sagte sie zu sich selbst, richtete ihre Kleidung und öffnete die Tür.

   Hubertus Graf von Schenkeldotter verließ das Bistro, nachdem er eine Tasse mit schwarzem Kaffe getrunken und eine leichte Mahlzeit zu sich genommen hatte und wäre beinahe mit dem Fahrradkurier zusammengeprallt, dessen Blick suchend über durch den Gastraum schweifte. Der Autor verkniff sich, mehr als ein kuzes "Sorry" zu murmeln. Kontakte mit Fremden waren ihm schon immer unangenehm gewesen, erst Recht mit solchen, die ihre Gehänge allzu deutlich öffentlich zur Schau stellten. Er trottete auf die Buchhandlung zu, in der er heute lesen würde und ordnete in Gedanken den Ablauf neu. "Schalallera" sollte nun doch den Abend eröffnen. Er vermutete zwar, daß sich sein heutiges Publikum von dem gewohnten unterschied, wollte aber genau deswegen gleich von Anfang an die Spreu vom Weizen trennen. Er war nicht finanziell abhängig von solchen Lesungen, sondern lebte auf diese Weise einen Fetisch aus, der zu speziell war, um überhaupt als solcher anerkannt zu werden. Als er noch die Entwicklungsabteilung eines der größten Nutzfahrzeugeherstellers weltweit geleitet hatte, verbat er sich gar das Eingestehen dieser Obsession. Erst durch einen Waldspaziergang während eines Urlaubes in Finnland platzte bei ihm der Knoten. Er hatte sich verirrt und wurde erst nach 18 Stunden gefunden, als er gerade das Astloch eines umgestürzten Baumes fickte. Hubertus Graf von Schenkeldotter klopfte an die Scheibe der Eingangstür des Buchladens. In 20 Minuten sollte die Lesung beginnen, und er wollte vorher noch in Ruhe onanieren, damit ihm das Malheur einer Erektion während des Vorlesens nicht ein weiteres Mal passierte.

Hannah Gencgün, Almira Rösner-Degowski, Evelyn Fützenhagen, Tilly Morgentaler und ihre Nichte Katerina nahmen eine ganze Gehsteigseite für sich in Anspruch, als sie leicht angeschickert den kurzen Weg zu der Buchhandlung "Glitteratur" zurücklegten. Sie hatten ihren Frauenstammtisch früher und nüchterner als üblich beendet, um sich bei der Lesung mit dem Motto "Wenn Bäume ficken könnten" zu amüsieren.
   "Das ist bestimmt so ein Fuzzy mit Essensresten im Bart", mutmaßte Almira, worauf ihre Freundinnen unisono den Refrain von Rammsteins "Alter Mann" intonierten. Den ganzen Nachmittag über hatten sie sich bei jeder Gelegenheit mit Rammstein-Zitaten übertrumpft und nichts deutete darauf hin, daß sich das so bald ändern würde.
   "Wir gehen doch später noch ins Fummler, da ist heut Gang Bang", sagte Evelyn, drei Frauen antworteten headbangend im Chor:
   "Gang Bang! Gang Bang! Gang Bang!Feuer frei!" Tillys Frage "Kostet das Eintritt?" wurde mit "Asche" gekontert und das Stolpern eines Passanten, der dem Inferno in Frauengestalten nicht aus dem Weg gehen konnte, wurde begleitet von "Das Gleichgewicht wird zum Verlust". Es war eindeutig, die Frauen waren gut drauf.

   "Evi, wie war Dein Date? Und wie lang war er wirklich?" wollte Almira wissen. "Ich traf heute einen Herrn, der hatte mich zum Fressen gern", antwortete Evi, eine arbeitslose Vollzugsbeamtin, und fügte hinzu: "Die Größe war perfekt, aber der Kerl ein Idiot. Da hatten ja die Jungs im Knast bessere Manieren. Und bessere Ausdauer. Der hat mich kaum angesehn, immer nur seinen Schwanz, und nach 10 Minuten wars vorbei." 
   Tilly: "Das alte Leid". Alle im Chor: "Ich will ficken." 
Am Eingang zum Buchladen hatte sich eine Menschentraube gebildet. "Nicht zu fassen", staunte Hannah. "Da ist er, der mit der grellbunten Radlerhose, der Blitzficker", sagte Evi und die Frauen sangen "Du bist hässlich". Rudolfo war das nicht entgangen und drängelte sich ein Stück weiter zur Tür, um aus dem Blickfeld der herannahenden Freundinnen zu entschwinden. Auch Palle und Mockel erhielten ihre gesungene Botschaft, "Mann gegen Mann". Sie kannten den Text und sangen lauthals mit.
    "Ey Mockel, was ist los hier? Warum steht ihr draußen rum und geht nicht rein?"
   "Raus! Rein! Raus!"
Palle erwiderte: "Wegen Gang Bang. Es sind zu viele Leute, die sich angemeldet haben. Jetzt ist der Fummler Chef, der Spritzi, auf die Idee gekommen, daß nur jeder dritte Kerl, der die Lesung besucht, mitmachen darf. Und einer hat grad ne Karte gekriegt für den Gang Bang."
Die Worte "Stimmts Palle?" gingen im Frauenchor unter.
"Gang Bang! Gang Bang! Feuer Frei! Gang Bang!"
   Die Frauen vor der Tür des Buchladens wurden wie üblich durchgewunken und Evi, Almi, Hannah, Tilly und Rina besetzten die Mitte der vorderen Reihe, direkt vor dem Autoren, der bereits in seinem Sessel saß und in ein Buch schaute. Die Tür schloß sich und die Vorlesung konnte beginnen.
Ohne einleitende Worte zu sprechen, erhob Hubertus Graf von Schenkeldotter die Stimme und rezitierte ein Gedicht.



Schalallera
Liebeswerben einer Birke an einen Holunderstrauch.
Totz Pippano patz Palunke peckulante Spankemann,
Potz Perlahmo Pimm Parlotze Schlackelbramme, Mantelspann.
Hockefockel, Meuklaweu!
Teklameu! Maleuklameu!
Schalle Lalle Rallela?
Ralleschall Schalallera!

Kulmentruller Kolterplacke. Fumpeltumpel, Patz prokant.
Klitscheflatscher Runkenspacke, Fuppertrull. Pisant Pisamt!
Prunkeschmatte Runkenpumpel,
Sprunkellatte Tuntenkumpel.
Lalle schalle Rallela,
Lalleschall Schallallera.

Pellemante, pompisante, markomante Plantenranke,
Spunkelige Mantenstanke, Pockelante Hankefanke.
Patteralle Pank Spananke, flattefante Frankenpranke.
Rallerall Schalallera!
Ralleschall Schalallera!

Ockeltimockel, Tande rantam!
Spockeltiwockel, Rantande ramtam!
Tante ran tam Tanteram,
Rantan tantam Ramteram
Schalle lalle rallela?
Ralleschall schalallera!

 
   Während der letzten Zeilen linste Von Schenkeldotter über seine runde Brille hinweg ins Publikum. Wie erleichtert vom Verlust einer schweren Bürde atmete er tief ein und stieß die Luft mit runden Wangen wieder aus. Nun sah er, daß sich eine junge Frau von ihrem Stuhl erhob, mit ausgestrecktem Arm auf ihn deutete und schimpfte:
   "Dieser Mann ist ein Betrüger." 

Von Schenkeldotter versuchte, die Anklägerin zu erkennen, konnte sich aber nicht daran erinnern, die junge Frau jemals zuvor gesehen zu haben.
   "Das ist nicht sein Gedicht.  Er hat es nicht geschrieben. Mein Onkel las es mir vor, als ich an arger Grippe litt und das Bett hüten mußte im Alter von 11 Jahren. Er las es, noch bevor es fertig geschrieben war und ich durfte seine Lektorin sein. Hubertus Graf von Schenkeldotter, erklären sie sich!" sprach Katerina und machte ein bedeutsames Gesicht. Ihre Tante, Tilly Morgentaler, blickte sie mit offenem Munde an. Noch nie hatte Katerina auf solch eine Weise gesprochen. Sie schluckte, befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge und rief nun ihrerseits:
   "Ja, sie verdammter Dieb, was sagen sie jetzt? Gut gemacht, Rina."

Im Publikum wich die Schockstarre allmählich und machte einem ratlosen Gemurmel Platz. Hubertus Graf von Schenkeldotter war von seinem Sessel aufgestanden und bewegte beide Hände mit gespreizten Fingern und nach unten gewandten Handflächen auf und ab:
   "So beruhigen sie sich doch. Ich habe doch nicht behauptet, das geschrieben zu haben."

   "Ha!", unterbrach ihn Mockel. "Bei einer Lesung trägt man aber keine fremden Texte vor. Das gehört sich nicht, oder doch, Palle?"   "Von wem ist denn dieses, äh, dieses Gedicht, dieser Text, wer hat das geschrieben?" fragte Almira Rösner-Degowski.
   Evelyn Fützenhagen: "Von mir aus braucht der Schenkelmann nicht weiterlesen."
   Gudrun Henschel versuchte das Stimmengewirr zu glätten: "Seid doch mal ruhig! Der Vorleser kann ja gar nicht Stellung nehmen."
   Klam Swietz begab sich zu dem Tisch, hinter dem Hubertus von Schenkeldotter in seinem Sessel versunken war und ins Leere blickte. Als er Klam Swietz erkannte, stand er auf und trat ihm gegenüber:
   "Klam, es ist schön, zu sehen, daß Du wohlauf bist. Es müssen 10 Jahre vergangen sein, seit wir..."
   "8 Jahre und 7 Monate, um ganz genau zu sein. Du hast wohl nicht mehr mit mir gerechnet. Ganz schön mutig von Dir, das Gedicht offen auszusprechen. Du hast wohl vergessen, was damals in Myanmar geschehen ist."
   "Nein, niemals werde ich das vergessen. Schließlich trage ich eine ständige Erinnerung daran mit mir herum"
, antwortete Von Schenkeldotter und begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
   "Du hattest ja das Glück, rechtzeitig das Land zu verlassen. Damit ist Dir das erspart geblieben."   Hubertus von Schenkeldotter breitete seine Arme aus und präsentierte dem Publikum seinen nackten Oberkörper. Nun verstummten die letzten Stimmen und im Buchladen "Glitteratur" herrschte eine vollkommene Stille. Für ein paar Sekunden schien die Zeit dehnbar zu sein. Dann wurde die Stille hinweggefegt durch Laute des Entsetzens. Vom Bauchnabel bis zur Brustwarze betsand der rechte Teil Von Schenkeldotters Brust aus einem zerklüfteten Loch. Um dieses Loch herum wuchsen aus verschorften Pusteln feine Triebe heraus, die nicht anders als pflanzlich zu beschreiben waren. Es waren kleine, beinahe durchsichtige Blätter zu erkennen und blattlose Luftwurzeln oder Ranken, die sich langsam kreisend bewegten, als würden sie irgendwo Halt suchen. Die Haut Von Schenkeldotters war entzündet, glänzte dunkelrot und verströmte einen erdigen, schimmeligen Geruch.
   Klam Swietz widersprach Von Schenkeldotter: "Das ist Dir nicht widerfahren, weil Du nur im Lande warst, Hub. Im Gegenteil kann ich mich gut daran erinnern, daß Du aus freien Stücken jede Hilfe ausgeschlagen hattest."
   "Wenn es denn jemals hilfreich sein soll, zu zerstören, was der Seele Wonne bringt, so lehne ich die Hilfe ab und trage stolz die Konsequenz."

Klam Swietz lachte heiser und erwiderte:

"Ich durchschaue Deine Masche, Hub. Was Du nun mit dieser Art von gestohlener oder selbst erdachter Poesie vorzutäuschen versuchst, in bedeutungsvolle Wortverkleidungen hüllst, wie der letzte Vertreter moralischer Standhaftigkeit quasi, hat doch den Ursprung darin, was uns allen vertraut ist, was uns ebenso durch das Leben peitscht, wie es Dir widerfahren ist."   Von Schenkeldotter, der noch immer mit ausgestreckten Armen vor dem Publikum stand, schloß die Augen.
   "Du liebes Bißchen, Jesus hätte nicht besser posen können. Du weißt schon, Palle, ... Palle?"
Mockels Worte und das Geräusch von auf Parkettboden klatschende Kotze, das Palle beisteuerte, brachten Von Schenkeldotter offensichtlich aus seinem Konzept. Er blinzelte in sein vor ihm auf dem Tisch liegendes aufgeschlagene Manuskript, fand aber nichts, was ihn auf eine Idee brachte. Tilly Morgentaler, die bereits ungeduldig zu werden schien, ergriff das Wort: "Langweilig! Schmierentheater. Schluß damit! Klam, was redest Du für ein geschwollenes Zeugs daher? Kann mal einer zur Sache kommen? Und was hat dieses verfickte Gedicht damit zu tun? Klam?"Klam Swietz wandte sich um und sprach zum Publikum:
   "Ja, ich habe den Text geschrieben, den Hubetus Graf von Schenkeldotter heute fehlerhaft, aber folgenschwer zitierte. Doch ich habe das Gedicht nicht erdacht. Ich habe es lediglich übersetzt. Ein weiblicher Holunderstrauch hatte es mir vorgetragen, als ich eines lauen Abends im Frühling unbekleidet in seiner Nähe im Gras lag. Da Holundersträuche die Sprache der Bäume zwar tadellos verstehen, aber aufgrund der Verschiedenheit ihrer Artikulationsmöglichkeiten im Vergleich mit Bäumen nicht korrekt aussprechen können, übersetzte ich das Gedicht erst in bäumisch und dann aus dem bäumischen in die deutsche Sprache. Die Sprache der Bäume hat ja weniger Buchstaben als unsere. Es gibt zum Beispiel kein B und kein D, die Interpunktion ist eher marginal ausgeprägt, und auch Großbuchstaben sind den Bäumen fremd, was gerade Holundersträuchen, zumindest den gebildeteren unter ihnen, oft mehr als nur mildes Kopfschütteln verursacht.
   Daher wird eine vollkommene Übersetzung niemals möglich sein können. Ergriffen jedoch von der rührenden Verliebtheit des überaus hingebungsbereiten Holunderstrauchweibchens verschwand jeglicher Drang nach Korrektheit aus mir und gab der romantischen Seite in mir Platz, um die aufregende Wucht des Techtelmechtels mit diesem Geschöpfe ungehemmt auf meine Libido wirken zu lassen. Was ich damals nicht wußte, war die ungeheure Verbreitung dieser Kommunikation. Das Gedicht, einmal ausgesprochen, war in einem Umkreis von über 600 Kilometern zu hören, sofern die Sprache verstanden wurde. Ich schrieb darüber in einem Artikel für die Zeitschrift Botanficker. Von Schenkeldotter hatte das gelesen und begann nun, eine Alternative zu seiner gescheiterten menschlichen Sexualität zu suchen und fand etwas, das über das Verfassen von Liebesbriefen deutlich hinausging. Hubertus Graf von Schenkeldotter war schon während seiner Schulzeit bekannt für seine Vorlieben für technische Vorgänge, Statistiken und dem Genuß seiner eigenen Popel. Ausgestattet mit hoher Intelligenz erreichte er einen beachtlichen Verlauf seiner Karriere, ohne jedoch in den Genuß der Befriedigung seiner Lust zu gelangen. Durch bestimmte Umstände, die ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt erläutern werde, geschah es, daß er ein Geheimnis entdeckte, das die Machthaber von Birma, dem Vorgängerstaat von Myanmar, bis dahin vor der Öffentlichkeit verstecken konnten. Es ist nicht ganz korrekt ausgedrückt, aber im Prinzip hatte er entdeckt, daß es dort Pflanzengattungen gibt, die sich gerne mit Menschen paaren. Oder um es ganz prägnant zu sagen: Manche Pflanzen dort sind geil darauf, mit Menschen zu ficken."


Fortsetzung folgt